Leben in einer alten Fabrik – Geschichte zum Salzmannbau

Am 25.09.2024 luden die Bilker Heimatfreunde zu ihrer monatlichen Veranstaltung, die dieses Mal dem Salzmannbau und der ehemaligen Jagenbergfabrik gewidmet war.

Das Treffen, das im Forum St. Martin – Neusser Straße 88 Gemeindezentrum von Bilk stattfand

lockte zahlreiche Interessierte an, die mehr über die industrielle Vergangenheit und die gegenwärtige Entwicklung dieses bedeutenden Baudenkmals in Düsseldorf erfahren wollten.

Herr Armin Dusend, hielt einen eindrucksvollen Vortrag über die Geschichte der Jagenbergfabrik. Er skizzierte den Werdegang des Unternehmens von seiner Gründung 1878 durch Carl Jagenberg bis zur Schließung der Fabrik in den 1980er Jahren. Dabei legte er besonderen Wert auf den Salzmannbau, der als Symbol für den architektonischen und industriellen Fortschritt des Unternehmens gilt.

Die Jagenbergfabrik wurde 1878 von Carl Jagenberg gegründet und wuchs in den folgenden Jahrzehnten zu einem der führenden Unternehmen der Papiermaschinenindustrie heran. Der Salzmannbau, benannt nach einem Architekten oder einer für die Konstruktion verantwortlichen Person namens Salzmann,

Erbaut und geplant wurde das Gebäude ab 1905 in mehreren Ausbauschritten über mehrere Jahre von dem bekannten Düsseldorfer Architekturbüro „Salzmann & Ganzlin“ als Hauptgebäude der Jagenberg – Werke AG, deshalb auch die Namensgebung.

Das Bauwerk spiegelt den industriellen Baustil seiner Zeit wider: funktional, robust und ohne übermäßige Verzierungen. Es diente als Produktionshalle und Lagerraum für die Maschinen und Produkte der Jagenbergfabrik.

Der Salzmannbau zeichnet sich durch seine klaren Strukturen und seine typische Industriearchitektur aus. Massive Backsteinwände, große Fensterfronten und ein minimalistischer Stil prägen das Erscheinungsbild des Gebäudes. Der Bau ist als mehrstöckige Halle konzipiert, die auf die Bedürfnisse der damaligen Produktion ausgelegt war, insbesondere auf die großen Maschinen, die viel Platz benötigten.

Heutige Nutzung und Bedeutung

Nach der Schließung der Jagenbergfabrik als Produktionsstätte in den 1980er Jahren begann der Wandel des Areals zu einem kulturellen und kreativen Zentrum. .

Mit der Schließung der Jagenbergfabrik als industrieller Produktionsstätte in den 1980er Jahren begann die Transformation des gesamten Areals, die stark durch die städtische Entwicklungspolitik und den allgemeinen Trend zur Nachnutzung von Industriegebäuden geprägt wurde. Die Umnutzung von Industriegebieten in kulturelle und kreative Zentren war zu dieser Zeit ein wachsender Trend in vielen europäischen Großstädten, und auch Düsseldorf erkannte das Potenzial der alten Fabrikgebäude.

Die ehemaligen Werkshallen der Jagenberg Werke wurden abgerissen und dort ist eine Wohnbebauung für ca. 2000 Menschen entstanden, darunter ca. 500 Kinder und Jugendliche.

Zentral für die Umwandlung der Jagenbergfabrik war die Idee, diesen Ort nicht nur zu bewahren, sondern ihn auch mit neuem Leben zu füllen. Die Fabrik, die einst Maschinen für die Papierproduktion herstellte, wurde im Laufe der Jahrzehnte zu einem wichtigen Bestandteil des kreativen und kulturellen Lebens der Stadt. Diese Entwicklung verlief in mehreren Phasen und erforderte eine enge Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung, privaten Investoren und der Kreativszene.

Ansiedlung von Künstlern und Kreativen

Ein wichtiger Schritt in der kulturellen Neuausrichtung der Jagenbergfabrik war die gezielte Ansiedlung von Künstlern, Designern und anderen Kreativschaffenden. Die weiträumigen, lichtdurchfluteten Hallen und die industrielle Ästhetik der Gebäude schufen ideale Voraussetzungen für Ateliers, Galerien und Werkstätten. Der Salzmannbau und andere Fabrikgebäude wurden zu kreativen Arbeitsräumen umgebaut, in denen heute Kunst, Design und innovative Start-ups zusammenkommen.

Neben den Künstlern und Kreativen haben sehr viele soziale Organisationen im denkmalgeschützten Salzmannbau ihre Heimat gefunden und dort von der LEG NRW Räume angemietet.

Viele der Räume in der Jagenbergfabrik werden heute für Kunstausstellungen, temporäre Projekte und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Künstler haben in den ehemaligen Produktionshallen ihre Ateliers eingerichtet, und auch Designer und Architekten haben die besonderen räumlichen Gegebenheiten für sich entdeckt. Diese Entwicklung führte zu einem lebendigen Austausch zwischen verschiedenen kreativen Disziplinen und förderte eine neue Art der Zusammenarbeit im städtischen Raum.

Die Revitalisierung des Salzmannbaus und der umliegenden Jagenbergfabrik wird häufig als Paradebeispiel für den sogenannten „Industriekultur-Wandel“ gesehen. Diese Bewegung strebt an, alte Fabrikgebäude in moderne Lebensräume zu transformieren, ohne dabei den historischen Kontext zu verlieren und ist ein Beispiel für den städtebaulichen Trend, alte Industriegebäude einer neuen, oft kreativen Nutzung zuzuführen. Solche Entwicklungen tragen zur Revitalisierung ehemals industriell geprägter Stadtteile bei, die sich in lebendige Orte des Austauschs und der Kultur verwandeln..

Der Salzmannbau in der Jagenbergfabrik ist ein bedeutendes Industriedenkmal, das den Wandel der Stadt Düsseldorf widerspiegelt. Seine architektonische Klarheit und Funktionalität sind typisch für die industrielle Bauweise des frühen 20. Jahrhunderts, während seine heutige Nutzung als kulturelles Zentrum die fortschreitende Transformation von industriellen zu kreativen und urbanen Räumen verdeutlicht. Der Salzmannbau steht als Symbol für den erfolgreichen Erhalt von historischer Architektur und deren Integration in die moderne Stadtentwicklung

Veranstaltungen und Festivals

Die Jagenbergfabrik hat sich im Laufe der Jahre als wichtiger Veranstaltungsort für kulturelle Events etabliert. Regelmäßig finden hier Kunstausstellungen, Installationen, Konzerte, Designmärkte und andere kreative Formate statt. Besonders bekannt sind dabei groß angelegte Events, die die gesamte Fläche des Fabrikgeländes nutzen, um verschiedene Kunstformen und kreative Ausdrucksweisen zu präsentieren.

Durch die flexible Struktur der Fabrikgebäude, die eine Vielzahl von Nutzungen ermöglicht, haben sich die Räume der Jagenbergfabrik als idealer Ort für unterschiedlichste kulturelle Veranstaltungen erwiesen. Diese Vielfalt zieht nicht nur Künstler und Kreative an, sondern auch ein breites Publikum aus der gesamten Stadt und darüber hinaus.

Stadtplanung und Urbanität

Die städtebauliche Integration der Jagenbergfabrik als kulturelles Zentrum wurde durch eine enge Abstimmung zwischen der Stadt Düsseldorf und den Betreibern des Geländes unterstützt. Das Konzept der Nachnutzung von Industriebrachen für kulturelle Zwecke ist ein zentrales Element moderner Stadtplanung, bei dem der Fokus auf der Schaffung von lebenswerten, urbanen Räumen liegt. Die Umgestaltung der Jagenbergfabrik ging mit der Verbesserung der städtischen Infrastruktur in diesem Teil von Düsseldorf einher, wodurch das Gelände besser an den öffentlichen Verkehr und die umliegenden Stadtviertel angebunden wurde.

Dieser Prozess spiegelte die Überzeugung wider, dass alte Industriestandorte, anstatt abgerissen zu werden, durch kreative Neunutzung wieder zu wichtigen Bestandteilen des urbanen Lebens werden können. Das Beispiel der Jagenbergfabrik zeigt, wie durch solche Maßnahmen die Stadtlandschaft bereichert und die Lebensqualität in einem ehemals industriell geprägten Stadtteil erhöht werden kann.

Wirtschaftliche Bedeutung

Neben der kulturellen Bedeutung spielt die Jagenbergfabrik auch eine zunehmend wichtige Rolle in der lokalen Wirtschaft. Die Ansiedlung von Kreativunternehmen, Start-ups und Kulturbetrieben hat zur Schaffung von Arbeitsplätzen und einer dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung geführt. Diese Entwicklung zeigt, wie kreativwirtschaftliche Projekte nicht nur kulturelle, sondern auch wirtschaftliche Impulse in einem urbanen Umfeld setzen können.

Durch die Präsenz von Künstlern, Designern, Architekten und anderen Kreativschaffenden ist in der Jagenbergfabrik ein Netzwerk entstanden, das innovative Geschäftsideen und Kooperationen fördert. Viele der hier ansässigen Unternehmen sind eng mit der Kultur- und Kreativszene verknüpft, was dazu beiträgt, dass die Jagenbergfabrik sowohl ein kultureller als auch wirtschaftlicher Hotspot in Düsseldorf ist.

Zukunftsperspektiven

Die zukünftige Entwicklung der Jagenbergfabrik als kulturelles Zentrum ist weiterhin von großem Potenzial geprägt. Durch die kontinuierliche Nutzung und Weiterentwicklung des Areals besteht die Möglichkeit, dass der Standort sich noch stärker als zentraler Knotenpunkt der Kreativwirtschaft in Düsseldorf etabliert. Langfristig könnten weitere Flächen des Areals erschlossen und in das bestehende kulturelle und wirtschaftliche Netzwerk integriert werden.

Darüber hinaus könnte die Jagenbergfabrik auch international an Bedeutung gewinnen, da ähnliche Transformationsprojekte in Städten weltweit als Vorbilder dienen. Der Trend zur Revitalisierung von Industriebrachen bleibt ein wichtiger Bestandteil der modernen Stadtentwicklung, und die Jagenbergfabrik wird dabei sicherlich eine prominente Rolle spielen.

Dirk Jehle, der Vorsitzende der Bilker Heimatfreunde, bekräftigte am Ende der Veranstaltung: „Die Jagenbergfabrik und insbesondere der Salzmannbau stehen nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft Bilks. Wir als Heimatfreunde setzen uns dafür ein, dass dieses Stück Stadtgeschichte bewahrt und gleichzeitig sinnvoll weiterentwickelt wird.“

Fazit

Die Monatsveranstaltung der Bilker Heimatfreunde bot einen faszinierenden Einblick in die Geschichte und die Transformation des Salzmannbaus und der Jagenbergfabrik. Sie zeigte, wie wichtig es ist, solche historischen Bauwerke zu erhalten und sie gleichzeitig in den städtischen Wandel zu integrieren. Durch die Beiträge der Experten und Zeitzeugen wurde deutlich, dass der Salzmannbau ein lebendiges Beispiel für den industriellen und kulturellen Wandel in Düsseldorf ist. Die Bilker Heimatfreunde werden weiterhin Veranstaltungen organisieren, um die Geschichte dieses besonderen Ortes im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten und dessen Entwicklung aktiv zu begleiten.